Die Sicherstellung einer guten pflegerischen Versorgung ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – auch in Münster. Eine repräsentative Umfrage der Stadt Münster, durchgeführt vom Sozialamt und Stadtplanungsamt zwischen dem 18. September und 20. Oktober 2023, gibt nun wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche älterer Bürgerinnen und Bürger.
Auf Grund des zunehmenden Fachkräftemangels und des demografischen Wandels möchte die Stadt Münster die gegenwärtige Pflegsituation sowie die Vorstellungen der Münsteraner besser einschätzen können. Die Umfrage soll zudem zur Weiterentwicklung der pflegerischen Infrastruktur beitragen. An der Umfrage haben 1.908 Münsteraner ab 60 Jahren teilgenommen, welche per Zufall aus dem Melderegister ausgewählt worden sind.
Den vollständigen Bericht können Sie sich gerne hier unter „Dokumente“ herunterladen: SessionNet | Umfrage “Pflege und Unterstützung im Alter” – Methodik und zentrale Ergebnisse
Wir fokussieren uns auf ein paar zentrale Ergebnisse, die für uns als ambulanter Pflegedienst wichtig erscheinen und wo wir dran anknüpfen können.
Fehlende Bekanntheit von Beratungsangeboten
Der erste Themenschwerpunkt „Bekanntheitsgrad und Nutzung von Angeboten“ bringt direkt ein ernüchterndes Ergebnis. Viele spezielle Beratungsstellen rund um das Thema Alter und Pflege – wie auch das städtische Angebot „Infobüro Pflege“– sind den Menschen nicht bekannt (S. 3).
„Die bestehenden Angebote sind aktuell zu wenig präsent bzw. erreichen die Zielgruppe nicht“ – S. 4
Die Stadt Münster hat darauf hin schon einige Maßnahmen getroffen, den Bekanntheitsgrad der Angebote zu erhöhen. Auch wir möchten dazu beitragen und Sie über das Portal der Stadt Münster informieren. Im „Markplatz Ambulante Pflege Münster“ können Sie Ihre eigene Anfrage hochladen, zum Beispiel Körperpflege oder Hauswirtschaft, aber auch Beratungsgespräche nach §37 Absatz 3. Pflegedienste können Sie daraufhin kontaktieren. Ein bisschen so, wie auf einer Dating-Plattform können sich Patient und Pflegedienst schnell und unkompliziert finden. Auch wir Pflegefreunde nutzen das Portal und nehmen bei Bedarf gerne Kontakt zu Ihren Anfragen auf. Mit unseren Erstgesprächen sowie den Pflegeberatungsgesprächen nach §37 Absatz 3 beraten wir Sie gerne.
Viel Unterstützung durch das direkte Umfeld
Wie wichtig Beratungs- und Pflegeangebote in Münster sind, zeigen die Ergebnisse in den Schwerpunkten „Personen mit Unterstützungsbedarf“ und „Pflegende An- und Zugehörige“. Viele Personen mit Unterstützungsbedarf erhalten Hilfe über Freunde und Familie. (S. 4) Das spiegelt sich auch in den Aussagen der pflegenden Angehörigen wider: „Rund jede fünfte befragte Person unterstützt regelmäßig eine andere Person im privaten Kontext.“ (S. 5) Und das meist über lange Zeiträume (S. 5) und überwiegend von Frauen (69,4 %, siehe Anhang, S. 16). Auch hier spielt wieder mit rein, dass den Bürgern die Angebote, vor allem für hauswirtschaftliche Leistungen, nicht bekannt sind (S. 5).

Im Anhang auf Seite 21 erfährt man, dass Angehörigen zu 41,4 % Erholung und Regeneration fehlt. Das ist mehr als fehlende Hobbies, Freizeit und Sport sowie Familie und Freunde.

Doch Sie als Angehöriger sollten sich Unterstützung suchen. Welche Risiken und Herausforderungen die Pflege von Angehörigen mit sich bringt, haben wir in diesem Artikel beschrieben: Die Herausforderungen der Pflege von Angehörigen: Risiken und Unterstützungsmöglichkeiten | Pflegefreunde Münster
Herausforderung ledige Personen
Eine weitere Herausforderung für die pflegerische Situation in Münster sind ledige Personen. Gerade diese Personengruppe wird voraussichtlich häufiger auf professionelle Pflege angewiesen sein, wie aus dem Ergebnis der Umfrage abgeleitet wird. Nur 20,8 % der ledigen Personen geben an, dass sie jemand aus dem Umfeld unterstützen könnte (S. 6) und die Hälfte (50 %) der ledigen Personen nehmen ausschließlich externe Hilfe in Anspruch (Anhang, S. 14).

„… zu erwarten, dass perspektivisch immer mehr Personen Alltagsunterstützung, Betreuung und pflegerische Versorgung über professionelle Dienstleister in Anspruch nehmen müssen.“- S. 6
Dieses Ergebnis hat uns als ambulanten Pflegedienst nochmals aufgezeigt, welchen wichtigen Beitrag wir für die Gesellschaft leisten. Es ist wichtig, die Angebote über Pflege und Beratung bekannt zu machen, um auch die Bürger von Münster zu erreichen, die kaum bis keine Unterstützung durch ihr Umfeld erhalten.
Viel Bedarf bei Hauswirtschaft & Betreuung
71,4 % der befragten Personen mit Unterstützungsbedarf geben an, hauswirtschaftliche Hilfe zu benötigen (Anhang, S. 15). Jede fünfte befragte Person wünscht sich mehr Unterstützung, jedoch fehlen häufig die finanziellen Möglichkeiten oder es mangelt an Angeboten für Unterstützung in der Hauswirtschaft oder Betreuung (Anhang, S. 17).
Wir raten Ihnen, lassen Sie sich zu möglichen Kostenerstattungen auch für die Hauswirtschaft beraten. Die Pflegefreunde haben aktuell Kapazitäten frei, um Sie in der Hauswirtschaft zu unterstützen.
Fazit
Die Umfrage der Bürger zum Thema „Pflege und Unterstützung im Alter“ liefert der Stadt Münster wichtige Ergebnisse zur Ausgestaltung der Pflegeplanung in der Stadt. Wir Pflegefreunde können aus den Ergebnissen mitnehmen, dass neben den Patienten auch die pflegenden Angehörigen entlastet werden müssen und vor allem auf ledige Personen geachtet werden muss. Pflegedienste als Beratungsangebot sind generell schon sehr bekannt bei den befragten Personen. Hier stehen wir an dritter Stelle gleich nach Ärzten und Kranken- oder Pflegekassen (Anlagen, S. 10). Generell müssen die Bürger jedoch noch stärker auf Beratungsangebote rund um die Pflege und Unterstützung im Alter aufmerksam gemacht werden. Im Bereich der Hauswirtschaft versuchen wir uns immer stärker aufzustellen. Der Bedarf ist groß, daher sollten die Stadt Münster sowie die Pflegedienste und Haushaltsdienstleister gemeinsam dafür sorgen, dem Bedarf gerecht zu werden.
