Die Pflegefreunde sind zertifizierter ambulanter Wundpflegedienst. Daher gibt es neben den normalen Pflege-Touren auch zwei Wund-Touren, die von unseren Wundexperten und Fachtherapeut Wunde ICW® gefahren werden. In diesem Artikel erhältst du einen kleinen Einblick, wie so eine Tour abläuft.
Wir haben Oxana, Wundexpertin ICW®, einen Tag auf ihrer Tour begleitet. Aktuell besteht die Arbeit als Wundexpertin ICW® bei den Pflegefreunden aus 70% Wundversorgung und 30% Pflege. Dazu kommen die Dokumentationen sowie regelmäßige interne und externe Fortbildungen. Das macht den Arbeitsalltag sehr vielseitig und abwechslungsreich. Jeder Tag sieht anders aus, da sich auch immer der Zustand der Wunde verändert. Hier sind Fachwissen und allerlei Kenntnisse gefragt, um die Wunde optimal versorgen und die Lebensqualität des Patienten verbessern zu können.
Abwechslungsreiche Einsätze beim Patienten zuhause
Die Wund-Tour beginnt zwischen 8:00 und 8:30 Uhr bei uns im Büro in Nienberge. Hier packt Oxana alles zusammen, was sie für die Tour benötigt. Dazu gehört auch der Wundkoffer, welcher Platz für Verbandmaterial, Desinfektion, Handschuhe, aber auch Verordnungen bietet. Normalerweise besorgt der Patient das für seine Wunde benötigte Verbandmaterial und kümmert sich auch um neues Material, wenn sich die Wunde verändert. Daher dient das Material aus dem Wundkoffer nur für Notfälle, wenn zum Beispiel eine neue Wunde beim Patienten entdeckt wird oder es sich um die erste Behandlung der Wunde handelt und noch kein Material vorhanden ist.
Der erste Einsatz beim Patienten beinhaltet mehrere Leistungen. Einmal aus dem Bereich der Wunde, aber auch aus der Pflege. Oxana zieht der Patientin zunächst die Kompressionsstrümpfe an, bevor es dann mit der Wunde weiter geht. Diese Leistung wird auch von der Wundexpertin erbracht, da es für die Pflegefreunde aber auch den Patienten angenehmer ist, wenn alles in einem Einsatz gemacht wird. Ansonsten müsste nochmal eine Pflegekraft kommen, um die Strümpfe anzuziehen.
Ein steriles Wund-Set mit Schere, Tupfer und Verbandmaterial macht ein steriles Arbeiten im Wohnzimmer möglich. Hygiene spielt hier eine wichtige Rolle. Daher wird mit Handschuhen gearbeitet und sich auch regelmäßig die Hände desinfiziert. Materialien dürfen nur einmal verwendet werden. Die meisten Patienten stellen einen Mülleimer zur Verfügung, sodass der Behandlungsbereich stets sauber bleibt. Zunächst wird die Wunde von Oxana begutachtet. Der Zustand der Wunde wird, ggf. mit einem Foto, dokumentiert und Oxana beurteilt, ob die Versorgung verstärkt oder verringert werden kann. Danach wird die Wunde versorgt und alles sauber hinterlassen. Oxana fragt auch nach Schmerzen und geht bei Bedarf darauf ein.
Bei der zweiten Patientin auf dieser Tour geht es um die Wundversorgung eines amputierten Zehs und auch hier werden wieder die Kompressionsstrümpfe angezogen. Da sich die Wunde stark gebessert hat, wird die Wundversorgung auf alle zwei Tage reduziert. Sowas macht Oxana sehr glücklich. Das Ziel, die Wunde zu heilen und den Patienten aus der Versorgung nehmen zu können, macht die Wundpflege so besonders. Meist begleiten die Pflegekräfte die Patienten bis zum Tod und der Zustand des Patienten wird eher schlechter als besser. In der Wundpflege ist das anders. Hier sind wir Teil des Heilungsprozesses und arbeiten kurativ.
Weiter geht es zum dritten Patienten. Oxana versorgt dort eine Wunde am Kiefer sowie eine Wunde, die sich am PEG gebildet hat. Dieser Einsatz zeigt sehr deutlich, wie unterschiedlich die Aufgaben sind und wie stark sich Oxana immer wieder in neue Wundsituationen eindenken muss. Es wird deutlich, wie viel Wissen notwendig ist, um verschiedene Wunden mit unterschiedlichen Materialien versorgen und einschätzen zu können. Wie bereits in den Einsätzen zuvor, werden die Wunden wieder begutachtet, dokumentiert und beurteilt. Der Patient schätzt es sehr, dass er nach Schmerzen befragt wird und ihm auch bei einem kleinen Stoma-Zwischenfall geholfen wurde.
Die Wunde des letzten Patienten für heute ist ein amputierter Zeh als Folge von Diabetes. Das diabetische Fußsyndrom gehört neben Dekubitus (Druckgeschwür) und Ulcus Cruris Venosum (offenes Bein) zu den häufigsten chronischen und schwer heilenden Wunden, die unsere Wundexperten ICW® ambulant behandeln. Nach Oxanas Einschätzung hat sich die Wunde des Patienten leider verschlechtert. Daher soll der Patient bitte zum Arzt gehen und die Wunde begutachten lassen. Außerdem benötigt er wieder neues Verbandmaterial. Für eine optimale Versorgung der Wunden kooperieren wir mit anderen Ärzten und Einrichtungen. Wir arbeiten zum Beispiel mit der diabetologischen Facharztpraxis Dr. Lammers zusammen und schauen gemeinsam, wie die Wunde sich entwickelt beziehungsweise versorgt werden muss.
Dokumentation und „Wundrunde“ im Büro
Zurück im Büro bleibt für Oxana etwas Zeit für die Dokumentation. Dafür haben wir mehrere Computer im Büro und arbeiten mit digitalen Plattformen, was die Dokumentation sehr unkompliziert macht. Danach geht es zur „Wundrunde“. Dieses Meeting findet einmal die Woche mit allen Wundexperten und Fachtherapeut Wunde ICW® statt. Es wird sich unter anderem über die Zustände der Wunden ausgetauscht sowie eine Tabelle zu Fortschritten der Kompressionstherapie geführt. Neuigkeiten werden besprochen und immer mal wieder neue Erkenntnisse aus dem Wundmanagement bekannt gegeben.
Ab in den Feierabend
So schnell ist der Tag wieder um. Oxana ist sehr zufrieden mit der Tour und freut sich, die Lebensqualität der Patienten wieder etwas verbessert haben zu können. Jeder Tag und jede Wunde ist anders, daher weiß man nie, was einem auf der Tour erwartet. Genau das schätzt Oxana an ihrem Alltag als Wundexpertin. Dazu gehört selbstverständlich viel Fachwissen und Verantwortung, um die Wunden richtig einschätzen und versorgen zu können. Doch gerade diese Eigenverantwortung und Selbstständigkeit begeistert Oxana. Am Ende des Tages bekommt sie von den Patienten so viel Dankbarkeit zurück, was ihr die Energie für die nächsten Touren gibt.
Save the date! 30. Oktober 2024 Die nächste Rezertifzierungsfortbildung für Wundexperten ICW® bei uns im Haus wird bereits geplant. Mehr Infos dazu findest du hier.
